Neuro-Organisationskultur

Moderne Führung orientiert an Hirn- und Emotionsforschung

Das Ziel von Konzepten zum Thema Organisationskultur ist es, Verhalten und Interaktion am „Arbeitsplatz“ zu verstehen. Dabei geht es darum, Eigenschaften bzw. Dispositionen zu finden, die es erlauben, Verhalten und Interaktion zu erklären und zu antizipieren. Außerdem geht es oft darum, Verhalten und Interaktion am Arbeitsplatz zielorientiert zu beeinflussen oder nachhaltig zu verändern.

Doch selbst mehr als 30 Jahre nach dem ersten Hype um das Thema Organisationskultur gibt es kein Konzept, das die zuvor genannten Ziele zufriedenstellend erfüllt. Die aktuelle Konzeptlandschaft zum Thema Organisationskultur ist im Kern 20-30 Jahre alt und weist für praktische Operationalisierungen gravierende Unzulänglichkeiten auf. Das liegt in erster Linie an einem Mangel an Verständnis darüber, was Kultur konkret ist und wie sie unser Verhalten konkret beeinflusst. Wie entfaltet Kultur ihre Wirkung in alltäglichen Situationen? Wie kann sie verändert werden?

Der dramatische Erkenntniszuwachs der Neurowissenschaften hat jedoch auch kulturbezogene Hirnprozesse erhellt – beispielsweise wie wir wahrnehmen und deuten bzw. bewerten was gut, normal oder schlecht ist. Menschliches Verhalten ist nichts anderes als Wahrnehmen, Deuten, Fühlen, Denken, Entscheiden und Handeln. Und wenn wir Verhalten nachhaltig verändern wollen müssen wir lernen und gedächtnismäßig speichern. Wir tun all das mit unseren Gehirnen und Emotionen beeinflussen, wie wir es tun. All dies steht im Zentrum neurowissenschaftlicher Betrachtungen.

„Neuro-Organisationskultur“ oder kurz „Neurokultur“ ist ein neuartiges Kulturkonzept, das ein signifikant verbessertes Verständnis von Verhalten und Interaktion am Arbeitsplatz vermittelt – ein Verständnis, das erlaubt, Verhalten und Interaktion signifikant zuverlässiger zu erklären, zu antizipieren, zu beeinflussen oder nachhaltig zu verändern.

Neurokultur kombiniert neueste Ergebnisse aus Hirn- und Emotionsforschung sowohl mit Erfahrungen, die in den letzten 30 Jahren mit Organisationskultur gemacht wurden, als auch mit wichtigen Einsichten aus Soziologie und Psychologie.

Das neu eingeführte Kulturmodell besteht im Kern aus den drei Bausteinen: Reflexivität, Vorstellungen und Emotionen. Bevor das Konzept im Buch beschrieben wird, wird in neurowissenschaftliche Grundlagen von Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen etc. eingeführt und mit Phänomenen wie Emotion, Stress, kognitive Dissonanz, Intelligenz und Kreativität vertraut gemacht. Das Buch enthält eine einzigartige Komposition neurowissenschaftlichen Wissens und darauf basierende einzigartige Schlussfolgerungen, die speziell organisationskulturelle Fragen adressieren – und noch spezieller, menschliches Verhalten und Interaktion am Arbeitsplatz.

Neurokultur bildet rationale und emotionale Aspekte von Verhalten und Interaktion widerspruchsfrei ab. Das Konzept integriert sowohl die Kultur von Gruppen, als auch die Kultur von Individuen in konsistenter Weise, was eine bessere Erklärung individueller Abweichungen erlaubt. Summa summarum erhöht das Konzept die Kapazität und das Selbstvertrauen zur Operationalisierung von Kultur. Für Letzteres wird ein struktureller Rahmen nebst Begriffsinventar angedient, um kulturelle Phänomene so treffend wie möglich zu beschreiben. Dabei wurden Bourdieus’ „feine Unterschiede“, Schwarz’ „Wertesystem“ und viele weitere Theorien integriert. Praktische Methoden und Vorlagen zur Analyse, kontinuierlichen Pflege und gezielten Veränderung von Organisationskultur runden das Konzept ab.

Schließlich werden wichtige globale Megatrends skizziert, auf deren Basis Anforderungen an das kulturelle Profil von Organisationen des 21. Jahrhunderts abgeleitet werden. Das praxisorientierte Buch enthält zahlreiche Beispiele aus Unternehmen und Exkurse zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und allgemeiner Lebensführung.